Wenn Lichter und Irrlichter über dem geschäftigen Teheran in der Morgendämmerung zu blinken beginnen, ist der Auftakt gemacht für neun Strophen alltäglichen Irrsinns, der sich in Form absurder Alltagsregeln ins Leben der Menschen drängt. Ein Mann möchte die Geburt seines Sohnes anmelden und trifft auf Widerstand der Behörden bei seiner Namenswahl. Eine Mutter möchte ihr Kind dazu bringen, sich anständig anzuziehen. Eine Schülerin wird zur Direktorin gerufen wegen angeblich unsittlichen Verhaltens. Insgesamt neunmal zeigt der Film mit viel Humor Menschen in Teheran am Rande der Verzweiflung angesichts der Ignoranz und Beharrlichkeit der Ämter und Behörden.
Der mit scharfer Zunge und sarkastischem Witz erzählte Film ist – auch in seiner formalästhetisch radikalen Einfachheit – ein Akt der Revolution, dessen schwarzer Humor lange nachklingt.
Pressestimmen
Die taz schreibt: "Der Vignettenfilm der iranischen Regisseure Ali Asgari und Alireza Khatami, dessen neun Interrogations-Situationen größtenteils in den Hochhausbüros von Teherans Stadtkern spielen, übt so subtil wie deutlich Kritik an den de facto diktatorischen Strukturen des Landes."
"Mit sparsamen filmischen Mitteln und messerscharfen Dialogen sezieren Ali Asgari und Alireza Khatami den Alltag der Übergriffigkeit im Herzen der religiösen Bürokratie Irans", schreibt epd Film.
"Konsequent entlarvt der Film die wirkliche Motivation der rigorosen Sittenwächter und zeigt die Religion als Werkzeug des Machterhalts. ’Irdische Verse’ ist ein mutiges und in Anbetracht der immer wieder aufkeimenden Revolte im Iran hochaktuelles kleines Meisterstück in der Tradition von Molières ’Tartuffe’.", so der Filmdienst.
Regie Ali Asgari
Drehbuch mit Alireza Khatami
Kamera Adib Sobhani
Besetzung Bahram Ark, Arghaven Shabani, Servin Zabetian, Sadaf Asgari, Faezeh Rad
IR 2023, 77 Min., farsi OmU|dtF, ab 6